Mobiler Hochwasserschutz
Dämme, Rückhaltebecken und Retentionsflächen können bei außergewöhnlich starken Regenfällen dazu beitragen, dass das sich bildende Hochwasser aufgehalten wird und nicht besiedelte Gebiete zu überschwemmen droht.
Allerdings benötigen diese Hochwasserschutzmaßnahmen ausreichend Platz, der nicht überall vorhanden ist, vor allem im urbanen, dichtbesiedelten Raum. Auch ästhetische Gesichtspunkte spielen eine Rolle: Im Wohngebiet sind hohe Erddämme und Flussläufe mit aus Beton gefertigten Ufermauern kein bevorzugter Anblick.
Daher greift man häufig auf mobile Hochwasserschutzsysteme zurück, die sich beim Hochwasser im Juni 2013 in mehreren hochwassergefährdeten Gemeinden in Österreich bereits bewährt haben. Um ihre Schutzwirkung optimal zu entfalten, müssen diese Schutzsysteme jedoch professionell geplant und richtig angewendet werden.
Mobile Systeme unterscheidet man in:
- ortsgebundene Systeme, z. B. Balkensysteme
- ortsungebundene Systeme, z. B. Sandsäcke
Mobile Hochwasserschutzsysteme werden an neuralgischen Punkten gezielt eingesetzt, um Überschwemmungskatastrophen zu verhindern. Allerdings müssen sie regelmäßig gewartet und gepflegt und bei einer drohenden Hochwasserkatastrophe von geschulten Personen auf- und später wieder abgebaut werden.
Mobiler, ortsungebundener Hochwasserschutz
Für einen Linienschutz oder zum Schließen von Lücken in der Hochwasserschutzlinie wurden bislang hauptsächlich Sandsäcke verwendet. Diese Methode ist aber mit einigen Nachteilen verbunden, zumal sie einen hohen Personalaufwand und Materialverbrauch benötigen, die Aufbauzeiten von langer Dauer sind, gleichzeitig eine beschränkte Stauhöhe erreicht werden kann und die Säcke und der Sand meistens nicht wiederverwendbar sind.
Daher wurden Sandsackersatzsysteme entwickelt, die man in Stellwandsysteme, offene und geschlossene Behältersysteme und Erdwälle unterteilen kann.
Sandsäcke werden zum Hochwasserschutz manuell dammartig aufgeschlichtet, und zwar abwechselnd in Längs- und Querrichtung. Daurch kann eine Schutzhöhe von einem Meter bis maximal zwei Meter erreicht werden. Für das Befüllen von 3000 Sandsäcken innerhalb von einer Stunde werden rund 50 Personen benötigt. Durch spezielle Befüllungsmaschinen lässt sich dieser Vorgang beschleunigen. Eine höhere Standsicherheit des Dammes kann mit Hilfe von sogenannten Tandemsäcken erreicht werden.
Eine weitere Möglichkeit, einen mobilen Hochwasserschutz herzustellen, besteht in der Verwendung einfacher Tafelsysteme. Dabei werden Schalungsbretter mit Armierungseisen fixiert, die man in den Untergrund hineinschlägt. Darüber werden Kunststofffolien gelegt, die wiederum mit Sandsäcken befestigt werden. Eine Schutzhöhe von 0,5 bis 0,8 Meter lässt sich dadurch erreichen.
Als Notlösung ist auch das Errichten von Erdwällen oder Erddeichen möglich. Durch das Auflegen von Kunststoffdichtungsbahnen kann eine zusätzliche Standfestigkeit erreicht werden.
Planmäßige, ortsgebundene Schutzsysteme
Darunter versteht man jene Konstruktionen, die für den Einsatz an einem bestimmten Ort vorgesehen sind. Sie werden speziell für diesen Bereich konzipiert und produziert und erfordern vor Ort dauerhafte Maßnahmen, um eine kraftschlüssige Verbindung mit dem Untergrund herzustellen.
Zu den planmäßigen, ortsgebundenen Schutzsystemen zählen Dammbalken- und Dammtafelsysteme, die bis zu einer Wandhöhe von fünf Metern engesetzt werden können.
Auch verschiedene Torsysteme werden zum Hochwasserschutz eingesetzt, ebenso Klappwände oder aufschwimmbare Systeme.
Der Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) hat einen Arbeitsbehelf zum Thema "Mobiler Hochwasserschutz" publiziert. Darin werden zahlreiche Varianten des ortsgebundenen und ortsungebundenen Hochwasserschutzes vorgestellt. Weiters enthält die Publikation wertvolle Informationen zur Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen sowie Beispiele für Hochwasseralarmpläne. Verfügbar ist der Arbeitsbehelf unter folgender Webadresse: www.oewav.at/home/Service/Download